Self Medicatiting Sex: Soziale, ethische und historische Aspekte von Do-It-Yourself-Hormontherapien in trans und nicht-binären Communities
Trans und nicht-binäre Personen nutzen häufig Hormone als Teil geschlechtsaffirmativer Maßnahmen. Der Zugang zu Hormonersatztherapien (HRT) ist jedoch oft mit erheblichen Hürden verbunden – etwa langen Wartezeiten, komplexen bürokratischen Abläufen, einem Mangel an kompetenten Ärzt*innen oder Diskriminierung im Gesundheitssystem. Besonders betroffen sind mehrfach marginalisierte Personen, etwa trans Personen mit Behinderung, ohne festen Wohnsitz, mit Flucht- oder Migrationserfahrungen. Aus diesem Grund greifen viele trans und nicht-binäre Personen auf sogenannte „Do-it-yourself“-Hormonersatztherapien (DIY HRT) zurück – also auf eine Selbstmedikation ohne ärztliche Verschreibung oder Begleitung. Für einige Personen stellt dies den einzigen Zugang zu HRT dar. Während medizinische Fachgesellschaften vor gesundheitlichen Risiken von DIY HRT warnen, betonen Community-Organisationen und Interessenvertretungen von trans und nicht-binären Personen das emanzipatorische Potenzial dieser Praxis.
Das Projekt „Self-Medicating Sex“ nähert sich dem Thema DIY HRT in sechs interdisziplinären Workshops mit trans Community-Mitgliedern, Gesundheitsfachkräften, Medizinethiker*innen und -historiker*innen, in denen soziale, ethische und historische Aspekte von DIY-HRT gemeinsam reflektiert werden. So soll ein tieferes Verständnis der aktuellen Praktiken in trans und nicht-binären Communities gewonnen werden. Zudem soll das Potenzial von schadensmindernden (Harm Reduction) Ansätzen zur Förderung einer sicheren und selbstbestimmten Nutzung von Hormonen diskutiert werden. Ziel ist es, kontextsensible Empfehlungen für die medizinische Versorgung und Gesundheitspolitik zu entwickeln.
Arbeitsweise
Das Projekt verfolgt einen Community-basierten Ansatz, bei dem alle Schritte – von der Konzeption über die Durchführung bis hin zur Nachbereitung – durch ein siebenköpfiges partizipatives Forschungsteam koordiniert und umgesetzt werden. Die initiale Projektidee entstand auf der Konferenz Queerokratia, die im Juni 2024 in Berlin stattfand und Aktivist*innen sowie sozialpolitisch tätige trans, nicht-binäre und queere Personen aus ganz Deutschland zusammenbrachte. Das Projektteam vereint Expertise in Aktivismus und sozialpolitischer Arbeit sowie wissenschaftliche Expertise in den Bereichen Gender Studies, Medizin, Medizinethik, Pharmakologie und Philosophie.
Forschungsteam
Flora Baumgartner, Luce deLire, Mirjam Faissner, Resa-Philip Lunau, Lydia Schneider-Reuter, Alva Seltmann, Noma Warnecke
Kontakt
Diy-project(at)charite.de
Grant Emfpänger*in
Kooperationspartner im SFB
Funding period
01.05.2025 - 30.04.2026
Funded by
SFB 1665:
Research Grant - 1st Call
Institution
Charité - Universitätsmedizin Berlin