Interdisziplinärer Workshop: S06 Projekt 27.-28. November 2025

Auf der Suche nach Diversität in Körpern und Gesellschaft – Versuche einer nützlichen Begriffsbestimmung

Der Begriff „Diversität“ ist zugleich deskriptiv und normativ, ermöglichend und begrenzend. Er umfasst das politische Versprechen der Anerkennung geschlechtlicher Vielfalt als auch die Suche nach biomedizinischen Tatsachen, die Vielfalt jenseits der Zweigeschlechtlichkeit überhaupt erst bestätigen. In den Lebenswissenschaften erhielt „Diversity“ bereits 1859 mit Darwins „The Origin of Species“ eine grundlegende, klassifizierende Bedeutung, während eine politische Nutzung des Begriffs in den USA und Deutschland erst in den späten 1960er Jahren einsetzte. In beiden Diskursfeldern wird Diversität als positiv und notwendig verstanden und mit Ideen wie Gleichberechtigung, Chancengleichheit, Fortschritt oder natürlicher Vielfalt („Biodiversität“) verbunden. In den letzten Jahren hat sich die Diversitätsforschung als eigenständiges Feld etabliert, in dem Strategien und Maßnahmen reflektiert werden, zugleich aber auch der Begriff selbst kritisch bestimmt und historisch-hergeleitet wird. Vor diesem Hintergrund gewann Diversität zunehmend an Bedeutung für Forschungs- und Projektförderungen innerhalb und außerhalb der Wissenschaft. Das Konzept der Diversität wurde jedoch sowohl in der wissenschaftlichen als auch in der politischen Debatte nur selten kritisch reflektiert. In inter- und transdisziplinären Auseinandersetzungen treten somit auch häufig grundlegende Kommunikationsschwierigkeiten auf. 

Im Workshop „Auf der Suche nach Diversität“ wird das Konzept der Diversität anhand konkreter Problematisierungen aus politik- und sozialwissenschaftlicher, wissensgeschichtlicher und geschlechtertheoretischer Perspektive vertieft. Im Fokus der Beiträge steht dabei das Spannungsverhältnis eines biologisch-politischen Begriffs sowie die Verbindung von experimentellem und deskriptivem Wissen mit normativer Praxis. 

Der Workshop findet im Rahmen des SFB-Teilprojektes „Bringing Gender into Science and back“ vom 27. bis 28. November im Center for Inclusive Citizenship Education in der Callinstraße 20 in Hannover statt und wird organisiert von Birgit Stammberger, Xenia Steinbach, Heiko Stoff und Zelda Wenner.

Bitte beachten Sie, dass durch den Rahmen der Veranstaltung der inhaltliche Dialog im Fokus steht und aufgrund der Raumkapazitäten die Zahl der Teilnehmer:innen beschränkt ist. 

Bei Interesse melden Sie sich bitte bei: Dr. Xenia Steinbach (steinbach.xenia@mh-hannover.de).

  • Datum: Donnerstag, 27. November bis Freitag, 28. November 2025
  • Ort: Leibniz Universität Hannover, Center for Inclusive Citizenship Education, Callinstr. 20 30167 Hannover
  • Kontakt per E-Mail an Dr. Xenia Steinbach: steinbach.xenia(at)mh-hannover.de

 

Programm:

DONNERSTAG, 27.11.2025
10:30-11:00 Ankommen und Kaffee
11:00-11:45 Begrüßung und Vorstellungsrunde
11:45-12:15 Pause
12:15-13:15 Andrea Bührmann (Göttingen), Das Auftauchen der ‚Diversen‘ – Versuch einer normalismustheoretischen Einordnung
13-14:30 Mittagessen
14:30-15:30 Vorstellung des SFB „Sex Diversity“ durch das S06-Team
15:30-16:30 Georg Toepfer (Berlin), Quellen der Vielfalt. Traditionslinien der gegenwärtigen Konjunktur von „Diversität“
16:30-17:00 Pause
17:00-18:00 Gundula Ludwig (Innsbruck), Diversität: Feministisch-gesellschaftstheoretische Perspektiven auf einen politisch umkämpften Begriff
18:00-19:00 Tino Plümecke (Freiburg), Diversität menschlicher Populationen: Race, ethnicity und ancestry und deren Konzeptionen in der Populationsgenetik, Molekulargenetik und 
Post/Genomik
20:00 Abendessen


FREITAG, 28.11.2025
9:30-10:00 Ankommen und Kaffee
10:00-11:00 Staffan Müller-Wille (Cambridge), Diversität und Hierarchie: Linnés „Thiermenschen“ und die Logik der Taxonomie
11:00-11:30 Pause
11:30-12:30 Ulrike Klöppel (Heidelberg), Differenzen über geschlechtliche Diversität. Unterschiedliche Feldlogiken im Umgang mit Intergeschlechtlichkeit 12:30-14:00 Mittagspause
14:00-15:00 Abschlussdiskussion

Veranstalter:
Institut für Ethik, Geschichte und Philosophie der Medizin, Medizinische Hochschule Hannover
Institut für Medizingeschichte und Wissenschaftsforschung der Universität zu Lübeck
in Zusammenarbeit mit dem Center for Inclusive Citizenship (CINC) der Leibniz Universität Hannover

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